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DER NAME

Wer war Lilith?

Es existieren viele unterschiedliche Geschichten, Mythen und Interpretationen um Lilith. Die einen verehren sie als Göttin, die anderen ächten und fürchten sie als Dämonin oder gar Mörderin. Wir finden Lilith in den Apokryphen des Alten Testaments, im Talmud, in der Literatur und in vielen Sagen. Übereinstimmung herrscht darin, dass Lilith tatsächlich die erste Frau der Welt war.

Hier einige Auszüge und Zitate:
„Gott schuf zunächst Lilith Adam zur Frau, aber Lilith war unverschämt und eigenwillig (…). Sie behauptete, mit Adam gleichgestellt zu sein, weil auch sie aus Staub erschaffen worden war“ (Utrio Kaari; Evas Töchter – Die weibliche Seite der Geschichte).

„Lilith erzählt: Wisst ihr denn, dass ich, Lilith, die erste Frau Adams war? Aus der gleichen Erde geschaffen wie er – nicht aus der Rippe, wie es dann das jämmerliche Schicksal Evas war, nein, aus der gleichen Erde, mit den gleichen Rechten wie er (…). Aber da wir beide die gleichen Kräfte hatten, gab es keine Gewinnerin und keinen Verlierer. Ich flog davon, ich wollte nicht mehr, ich flog zum Wasser, zum Roten Meer. Bis mich drei Erzengel einholten und in Gottes Namen zu Adam zurück schickten. Ich weigerte mich. Sie schlugen mich und wollten mich töten“ (Kling Angela; Lamatschtu, die Kindstöterin, Labartu, die Würgerin, Ischtar, große Mutter).

„Lilith, die Geheimnisvolle und Verführerische, Lilith die Unheildrohende. Eine der faszinierendsten mythischen Gestalten, von der weder jüdische noch christliche Phantasie je hat lassen wollen (...). Am Anfang, vor Eva, war - nach talmudischer Überlieferung – Lilith: Adams erste Frau. Nach dem Sohar, dem Heiligen Buch der Kabbala, war sie gar die „weibliche Seite Gottes“. Geheimnisvoll, verführerisch, doch auch unheildrohend. Ein geflügeltes Wesen von feurig-provokativem Temperament. Eine Göttin? Eine Dämonin? Oder einfach eine Frau, die sich nichts gefallen ließ? Geistbegabt, hochfliegend, zu groß für den dumpfen Erdenkloß mit Namen Adam? Geisterte sie über Jahrtausende als Irrlicht vor allem durch Männerphantasien, so wird sie neuerdings von Frauen entdeckt“ (Vera Zingsem; Lilith. Adams erste Frau).

Warum wählten wir Lilith zu unserer Namensgeberin?

Wir wählten Lilith zu unserer Namensgeberin, weil es zwischen der historischen Lilith und den Frauen der Gegenwart deutliche Parallelen gibt. Auch heute noch sind Frauen, die sich emanzipieren, häufig mit Widerständen konfrontiert. Wir holen mit Lilith eine starke, selbstbewusste und häufig verkannte Frauengestalt der Geschichte aus der Unterwelt in die Realität zurück. Für uns ist Lilith Vorbild.

In unserer täglichen Arbeit geht es meist darum, Frauen, die in Abhängigkeit leben und aufgrund ihrer Sucht und ihrer Lebensgeschichte auch sehr abhängige Beziehungen eingehen, zu unterstützen. Besondere Hilfe benötigen sie in ihrem Bemühen, sich aus diesen verschiedenen Abhängigkeiten zu lösen und sich als gleichberechtigte, eigenständige Menschen zu sehen. Die historische Lilith fühlte sich Adam ebenbürtig, forderte ihre Rechte und ihre Unabhängigkeit ein und wurde schließlich in die Unterwelt verbannt. Parallelen zu drogenabhängigen Frauen und unserer Arbeit sind sehr deutlich. So erleben wir viele unserer Klientinnen als stark und temperamentvoll, unangepasst, mitunter auch provokativ und häufig werden sie stigmatisiert und ausgegrenzt. Sie leben in der Subkultur der Drogenszene und sind letztendlich durch die Kriminalisierung des Drogenkonsums auch in eine Art „Unterwelt“ verbannt. Hier gilt es, diese Frauen nicht zu verurteilen, sondern die Hintergründe zu erforschen und Verständnis für ihre Situation und Persönlichkeit zu entwickeln. Auch Lilith war nicht immer Dämonin. Wer weiß, vielleicht wurde sie auch nicht verbannt, sondern floh aus diesem so genannten Paradies…?
Eines unserer Ziele besteht darin, das Bild drogenabhängiger Frauen in der Öffentlichkeit zu verändern. Wir möchten Vorurteile abbauen, Stigmatisierungen entgegen wirken und die Menschen für tatsächliche Ursachen weiblicher Abhängigkeiten sensibilisieren. Sucht hat nichts mit Willensschwäche oder defizitärer Persönlichkeit zu tun. Sucht hat häufig zu tun mit mangelndem Selbstwert, Überschreitung und Missachtung persönlicher Grenzen und leider sehr häufig mit immer wiederkehrenden Gewalterfahrungen, Traumatisierungen und unaushaltbaren Gefühlen.

Wir möchten Frauen in jeder Hinsicht stärken, und sie dabei unterstützen, ihre Beziehungen und ihren Alltag selbstbestimmt, unabhängig, gleichberechtigt und zufrieden zu gestalten, so wie Lilith das einst auch tat.